Meine Kündigung bei der Polizei – Ein Erfahrungsbericht

Allgemeines

Die meisten Leute reagieren zunächst überrascht, wenn man ihnen erzählt, dass man als (Lebenszeit-) Beamter kündigt. Nichtsdestotrotz habe ich mich genau zu diesem Schritt entschieden und weiß auch aus persönlicher Erfahrung, dass viele Beamtinnen und Beamten sich Gedanken zum Thema Kündigung machen. In diesem Bericht erzähle ich dir von meiner Kündigung bei der Polizei nach insgesamt 10 Jahren im Dienst.

Die Kündigung bei der Polizei ist ein gewaltiger Schritt. Hoffentlich fällt dir die Entscheidung mit diesem Artikel etwas leichter.

Ganz prinzipiell würde ich sagen, dass es – zumindest im Polizeidienst – zu nur wenigen Kündigungen kommt. Gerade auch deshalb ist die Hürde natürlich noch höher, da es weniger Erfahrungswerte und Ansprechpartner gibt. Ich selbst habe zehn Jahre bei der bayerischen Polizei gearbeitet und nur während der Ausbildung Kündigungen erlebt. Ich habe danach bei einer großen Dienststelle gearbeitet und trotz der vielen Kollegen habe ich hier nie eine Kündigung bei der Polizei erlebt.

++++ Update 2022 ++++

Ich habe diesen Blogeintrag im März 2019 geschrieben und bin überrascht und auch ein wenig stolz, wie viel Interesse der Beitrag geweckt hat. Ich hoffe, dass die 17.000 Leute, die diesen Beitrag gelesen haben etwas für sich mitnehmen konnten und den Beitrag als Hilfe empfunden haben.

Auf der letzten Seite dieses Beitrages habe ich euch ein Update aus diesem Jahr gepackt. Außerdem poste ich dort einen Link zu aktuell offenen Stellen bei meinem Arbeitgeber Amazon. Bei uns arbeiten viele Ex-Kollegen/Kolleginnen und wir haben immer diverse Stellen offen. Vielleicht ist ja etwas für euch dabei 🙂

++++ Update 2024 ++++

Endlich wieder ein Update – meine Kündigung bei der Polizei feiert gerade 6ten Geburtstag und da wird es Zeit für ein größeres Update. Ich bin immer noch stolz (und auch ein bisschen überrascht), wie viele Leute diesen Beitrag lesen. Alleine letztes Jahr haben wieder dreitausend von euch diesen Blogeintrag gefunden und ingesamt 39.000 (!) Seitenaufrufe generiert. Ich nehme daraus mit, dass dieser Beitrag weiterhin relevant ist und noch immer viele von euch mit dem Gedanken einer Kündigung spielen.

Inzwischen sind für mich 6 Jahre seit der Kündigung vergangen und mein Einblick in die Polizei ist natürlich nicht mehr so „frisch“. Dafür habe ich inzwischen mehr Erfahrung in der freien Wirtschaft, habe hier meinen Weg gemacht, und blicke mit einem gesunden Abstand auf mein altes Polizistenleben zurück. Nachdem der Beitrag immer noch so populär ist, habe ich also zum 5ten Geburtstag alles nochmal überarbeitet und einige Seiten hinzugefügt. Was ist also neu dazugekommen? Ich habe an einigen Stellen nochmal aktuelle Links hinzugefügt und Zahlen aktualisiert. Das größere Update sind sicherlich nochmal ein Einblick in meine aktuelle berufliche Situation, ein neuer Absatz zum Thema Berufsunfähigkeitsversicherung, ein neuer Punkt zu einem weiteren Studium, das ich zwischenzeitlich abgeschlossen hab, Inhalt zum Thema Berufsunfähigkeitsversicherung und natürlich die große Frage, ob ich meine Entscheidung bereue (Spoiler: nein). All dies findet ihr auf den folgenden Seiten und daneben eine weitere Änderung, die vielleicht kontrovers ist. Ich habe mich entschieden, dass ich den Beitrag nicht mehr kostenlos zur Verfügung stelle. Die Gründe sind schnell erklärt, ich habe seit dem Start dieser Webseite knapp 500€ Hostinggebühren bezahlt. Mir ging es nie darum, dass ich hier reich werde, aber ich möchte zumindest nicht draufzahlen. Ich möchte auch keine Werbung schalten, weil ich persönlich Werbung nicht leiden kann. Daher gibts den vollen Beitrag in Zukunft als PDF Download für 3.99€. Ich weiß, dass alle gerne Dinge umsonst bekommen, aber ich denke, dass der Preis in Anbetracht der Tragweite der Entscheidung doch angebracht ist. Solltet ihr auch nur einen guten Tipp hier aus dem Beitrag mitnehmen, sollte euer Return-on-Invest durchaus gut sein 😉

Viel Spaß beim Lesen und wie immer freue ich mich über jegliches Feedback!

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73 Kommentare

  1. Hallo Pete😄

    Habe gerade mit viel Interesse deinen Blog gelesen. Stehe ebenfalls kurz vor dem Absprung von der Polizei, habe aber noch ein paar Detailfragen. Würde mich freuen, wenn du dich bei mir per Email meldest.

    Grüße

    Simon

  2. Du sagtest, du hättest eine schlechte mittlere Reife. Wie konntest du die Motivation aufbringen, das Studium durchzuziehen?

  3. Liebe Kolleginnen und Kollegen,

    mit viel Interesse habe ich die Beiträge auf dieser Website gelesen.
    Vielleicht kann ich auch meine Lebensgeschichte erzählen, da ich mich doch irgendwie bei den anderen Beiträgen wiedergefunden habe.
    Ich bin in der DDR aufgewachsen und war zur Wende 18 Jahre alt. Nach einer Ausbildung zum Facharbeiter für Forstwirtschaft hatte ich die Absicht, die Fachhochschule zu besuchen und Revierförster zu werden. Jedoch kam es mit der Wende zu einem Bruch in meiner bisherigen Lebensplanung. Die Aussichten in der Forstwirtschaft waren/sind bis heute nicht unbedingt rosig. So kam es, dass ich mich entschloss, eine Laufbahn im mittleren Polizeidienst einzuschlagen. Eigentlich war ich recht motiviert bei der Sache und bekam dann meine Anstellung zum Polizeimeister. Jedoch kam ich recht früh in den Genuss der sogenannten „Kinderlandverschickung“, d.h. das die Bepo oftmals ein Ersatzteillager für Schwerpunktdienststellen darstellt. Abordnungen, Umsetzungen und dergleichen mehr prägten das Bild. Schon bald bekam ich die Auswirkungen des Schichtdienstes zu spüren. Um diesem Trott zu entfliehen, machte ich den Aufstieg in den gehobenen Dienst, (3 Jahre FH.) Nach Abschluss des Studiums war ich verheiratet und hatte 2 Kinder (3 und 1 Jahr alt). Meine Frau ist noch immer als Krankenschwester im Schichtdienst beschäftigt.

    Dummerweise (!) hatte ich nachdem ich meine Ernennung zum Beamten auf Lebenszeit bekam, meine bestehende PDU-Versicherung gekündigt. Ich sagte mir, „Du bist ja jetzt sicher, es kann nichts mehr passieren“. Leider besserte sich mit dem Aufstieg an meiner beruflichen Situation nicht wirklich viel. Ich wollte zunächst unbedingt von der Straße und dem polizeilichen Gegenüber weg. Die einzige, zu diesem Zeitpunkt mögliche Variante war eine Verwendung in einer Leitstelle. Diese bedeutete ebenfalls Schichtdienst. Um mir bessere berufliche Möglichkeiten einzuräumen, machte ich nebenher noch einen Masterabschluss in Kriminologie. Ich weiß, Schichtdienst ist für uns alle eine Herausforderung. Jedoch macht es einen gravierenden Unterschied, ob man Single ist, oder familiäre Verpflichtungen hat. Als Single kann man, wenn man nach Hause kommt einfach nur ins Bett gehen. Hat man keine Lust zum Einkaufen oder kochen, so bestellt man sich eben eine Pizza. Mit Kindern und einer Frau, welche ebenfalls im Schichtdienst ist, sieht es da schon anders aus. Man kommt aus dem Nachtdienst (am Wochenende 3x 12 Stunden) und muss die Kleinen anziehen, Frühstück machen, zum Kindergarten und in die Schule bringen. Was macht man da, um wach zu bleiben? Zucker und enorme Mengen an Kaffee. Natürlich ist es für die Familie schön, wenn man auf dem Rückweg von der Nachtschicht gleich frische Brötchen mitbringt. Ich habe mir dann immer Stückchen gegönnt, um munter zu bleiben. Folge: extremes Übergewicht. Kurz und grün: die Kinder waren am Morgen aus dem Haus, aber ich war über den Punkt weg, wo ich schlafen konnte. Also dann: einkaufen, putzen, für die nächsten Tage vorkochen, den Garten in Schuss halten, Straße fegen usw. Gegen 13 Uhr wurde ich dann doch müde und legte mich hin. 14:30 Uhr klingelte dann der Wecker und ich zog wieder los, die Kinder abzuholen. Schulaufgaben machen, Abendessen vorbereiten usw. Ich ging zwar dann pünktlich ins Bett. Jedoch folgte nach 3 Nachtschichten und einem einzigen Schlaftag zum Ausruhen der Frühdienst. Das hieß 04:00 Uhr aufstehen. Gleichwohl wurde ich immer gegen 01:00 Uhr in der Nacht wach, weil ich immer träumte, verschlafen zu haben. Einmal fiel ich im Frühdienst wegen Erschöpfung bewusstlos vom Stuhl und meine Behörde wurde darauf aufmerksam, dass mit mir gesundheitlich etwas nicht stimmen könnte.

    So kam es über die Jahre, dass ich psychisch total eingebrochen bin. Ständig waren meine Sinne vernebelt, ich lief durch die Stadt, als ob ich 3 Flaschen Bier im Kopf hätte. Am Ende passierte folgendes: ich kam nach einer Spätschicht nach Hause und legte mich ins Bett. Im Schlafzimmer hatte ich die ganze Nacht pausenlos optische und akustische Halluzinationen. Ich stand am nächsten Morgen auf und hatte zusätzlich einen Gehörsturz. Der Hausarzt war total geschockt und hatte mich 4 Monate krank geschrieben. Aber die Situation besserte sich nicht. Durch die Ausweglosigkeit, mich aufgrund der familiären Gebundenheit nicht wegbewerben zu können, bekam ich eine schwere Depression. Mittlerweile wurde ich aufgrund meiner Fehlzeiten zum Polizeiarzt (Arbeitsmediziner) vorgeladen. Dabei wurde aufgrund meiner Medikation festgelegt, dass ich keine Waffe mehr tragen und kein Dienstfahrzeug mehr führen darf. Wechselschichten waren ebenfalls tabu. Das hatte zur Folge, dass ich selbst für die Leitstelle nicht mehr richtig einsatzfähig war. Der Unmut meiner Kollegen war deutlich zu spüren. So kam dann meine Vorladung zum SMD, mit Prüfung der Umschulung oder Frühverrentung. Dabei ärgerte es mich enorm, dass ich meine PDU-Versicherung so achtlos gekündigt hatte. Mir hätten nach Frühverrentung ca. 1300 Euro zugestanden, jedoch ist die Krankenversicherung dabei noch abzurechnen.

    Am Ende landete ich für 3 Monate in der Psychiatrie. Dort war ich zunächst wieder etwas mit meinen Gedanken allein und überlegte „Wie kommst Du da nur wieder raus?“. Ich beschloss, trotz der familiären Umstände, meine Familie unter der Woche zu verlassen. Meine Kinder waren inzwischen 11 und 14 Jahre alt. Glücklicherweise kam eine Ausschreibung für Lehrkräfte an der Polizeischule gerade in diesem Moment heraus. Ich bewarb mich und wurde trotz meiner gesundheitlichen Vorbelastung angenommen. So startete ich noch einmal neu durch. Und mir ging es direkt besser. Nachts liege ich im Bett, Wochenenden frei, Weihnachten frei (!), Brückentage frei, Schulferien frei.

    Der Termin beim SMD war zwar aufregend, aber der Arzt war sehr verständnisvoll. Ich habe ihm alles erzählt und er hatte mich aufgrund meiner beruflichen Neuorientierung nicht PDU geschrieben. Meine Familie spürt auch, dass es mit mir von Woche zu Woche bergauf geht. „Lieber einen gesunden Papa, der unter der Woche weg ist, als einen kranken Papa zu Hause“, sagen meine Kinder. Die Medikamente bin ich mittlerweile am ausschleichen lassen.

    Vielleicht hat Euch meine Geschichte etwas geholfen. Was möchte ich damit sagen:

    1. Nicht gleich die Flinte ins Korn werfen. Auch wenn manches ausweglos erscheinen mag, es gibt oft immer doch einen anderen Weg.
    2. Macht den Aufstieg, mit uneingeschränkter Laufbahnbefähigung. So habt Ihr später eine breitere Verwendungsmöglichkeit. Auch wenn es 3 harte Jahre sind.
    3. Kündigt Eure PDU-Versicherung nicht mit dem Eintritt zum BAL. Achtet beim Abschluss einer PDU-Verssicherung darauf, dass es keine einfache Berufsunfähigkeitsversicherung ist. Das kann zur Folge haben, dass man Euch beim PDU-Fall die Zahlung verweigert. Achtet darauf, dass die Versicherung im Falle einer Mindestverrentung noch einen ausreichenden zusätzlichen finanziellen Ausgleich darstellt.
    4. Wenn Ihr eine PDU-Versicherung haben solltet und es trotzdem nicht mehr aushaltet: Kündigt dann nicht unbedingt, sondern versucht Euch stattdessen, PDU schreiben zu lassen. Mindestverrentung/Frühverrentung + PDU-Versicherung, damit sollte man über die Runden kommen.
    5. Wenn Ihr keine PDU-Versicherung haben solltet und nicht so recht wisst, was Ihr mit der Polizeiausbildung im Kündigungsfalle anfangen könnt:
    Versucht es ggf. beim BfV oder einem Landesamt für Verfassungsschutz, falls Euch das zusagen sollte. Das machen u.a die bayerischen Kollegen und die Kollegen der Berliner Polizei gerne. Ihr seid weg von der Straße/dem polizeilichen Gegenüber und habt dort keine Wechselschichten. Auch zahlt man dort eine Sicherheitszulage (vergleiche Polizeizulage).
    Eine andere Möglichkeit ist die Akademie für Sicherheit. Dort könnt Ihr den Meister für Schutz und Sicherheit nachholen. Falls ihr Euch arbeitslos meldet, zahlt die BA für Arbeit die Weiterbildung. Bei Nichtbestehen der Prüfung zahlt der Ausbilder zudem das Geld zurück. Danach versucht es in der privaten Sicherheitswirtschaft. Mit Eurer Polizeiausbildung und dem Meister setzt man Euch dort wenigstens in mittlere Führungspositionen. Andere Kollegen, bekannt ist u.a. Kai Deliomini mit seinem youtube-Kanal, haben diesen Schritt nicht bereut.

    So, ich hoffe, es konnte Euch irgendwie weiterhelfen.

    Michi

  4. Hallo Leute,
    ich stehe nun kurz davor mein duales Studium bei der Polizei Berlin zu beginnen und muss gestehen, dass mir immer mehr Zweifel kommen.
    Attraktiv finde ich das Ausbildungs-/Einstiegsgehalt, sowie die Möglichkeit einer Verbeamtung und den niedrigen Steuerabgaben als Polizist.
    Außerdem möchte ich Menschen helfen, die in Not sind und interessiere mich generell sehr für Menschen und unsere Gesellsschaft.
    Ich bin 20 Jahre alt, groß und sehr sportlich, außerdem habe ich meinen Einstellungstest als einer der besten bestanden.
    Charakterlich geeignet laut der zuständigen Beamten bin ich ebenso.
    Aber ich habe meine Zweifel, ob ich meine Ziele und Wünsche im Rahmen der Tätigkeit als Polizist auch nur annähernd in die Tat umsetzen kann. Hinzu kommen der schlechte Status der Polizei (in der Gesellsschaft), die strikte hierarchische Ordnung innerhalb der Organisation und eben das dann doch etwas niedrig ausfallende Gehalt (Im Verhältnis zu dem immens hohen Arbeitsaufwand als Polizist).
    Außerdem lese ich hier eure Erfahrungsberichte, die sich unglaublich reflektiert und erfahren anhören. 10 verschiedene User mit ähnlichen Erfahrungen halte ich definitiv für eine seriöse Quelle.
    Ich weiß aber nun immer noch nicht, ob ich diesen Beruf lernen/ausführen möchte…
    Hinsichtlich der Corona-Pandemie fallen nun auch viele Möglichkeiten der Finanzierung eines Studiums weg, es gibt kaum noch Mini-Jobs usw., daher wäre man bei der Polizei gut abgesichert.
    Erzählt mir doch gerne mal eure Ansicht zu den von mir genannten Punkten, ich würde mich sehr über eine Rückmeldung freuen.
    LG,
    Hannes

  5. Bei meinen Recherchen bin ich über deinen Blog gestolpert und „freue“ mich vor allem über die Kommentare. Ich bin also doch nicht so ganz allein mit meinem Problem. Ich bin nun 29, seit fast 8 Jahren im Polizeidienst und habe diesen damals auch aus Überzeugung angetreten, um wie viele andere hier auch, für die schwachen und wehrlosen einzustehen und für Gerechtigkeit zu sorgen. Leider hat Recht meistens mit Gerechtigkeit nicht viel zu tun. Gerade in den geschlossenen Einheiten, denen ich 2 Jahre lang angehörte, musste ich feststellen, dass viele Kollegen ihre Machtposition ausnutzen und dem Bürger oft in völlig unangemessener Weise zeigen, wer hier am längeren Hebel sitzt. Auch innerhalb der Polizei musste ich am eigenen Leib feststellen, dass Mobbing und Ausgrenzung an vielen Dienststellen mehr an der Tagesordnung ist, als an so mancher Schule. Ich möchte meinen „Leidensweg“ gar nicht groß breittreten, nur so viel: die Folgen meiner Tortur führten dazu, dass ich einen psychosomatischen Herpes entwickelt habe. Begonnen hat es im letzten Ausbildungsjahr, aber da war die Situation noch ok für mich. In meinem Jahr beim Einsatzzug vor meiner ersten Schwangerschaft wurde es dann so schlimm, dass ich mit Bauchschmerzen zur Arbeit gegangen bin, weil mir die Dienststelle keinen Spaß gemacht hat, meine Zugführer und meine Gruppenführerin mir keine Chance gegeben haben, mich zu beweisen und mich von Anfang an schikaniert haben und mir eine unterirdische Beurteilung verpasst haben, wodurch auch mein stressbedingter Herpes so schlimm wurde, dass ich ohne Virusstatika alle 2 Wochen und öfter einen richtig fetten Ausbruch im Gesicht hatte. Ich habe die Kinderplanung vorgezogen, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe. Ich hatte in den 3 Jahren mit meinen Kindern zuhause null Probleme mit Herpesausbrüchen. Seit 2 Wochen arbeite ich nun wieder und schon am nächsten morgen nach dem ersten Dienst nach 3 Jahren ohne Dienst und 3 Jahren ohne Herpes, machten sich die ersten Bläschen am Kinn bemerkbar. Allein das setzt mich schon wieder so sehr unter Stress, dass ich am liebsten sofort meine Sachen packen und das Land verlassen würde. Man muss dazu sagen, ich bin jetzt an einer Wache in Hamburg gelandet, die nicht mittendrin ist und die Kollegen sind sehr nett im Vergleich zur letzten Dienststelle. Trotzdem quäle ich mich zu jedem Dienst und bin froh, wenn ich wieder Nachhause zu meiner Familie kann. Mein Mann ist seit Februar arbeitslos und kümmert sich jetzt um die Kinder. Dazu ist er depressiv und in Behandlung, was mich zusätzlich sehr belastet. Das bedeutet auch, dass ich direkt wieder Vollzeit einsteigen musste, weil das Geld sonst nicht reicht, wenn wir unseren Lebensstandard halten wollen. Natürlich kann man auch mit weniger leben, aber seien wir mal ehrlich, man baut sich nichts auf, um es dann einfach so wieder aufzugeben. Es ist zur Zeit das Geld, was mich dran hindert, etwas anderes zu machen. Mein Mann kann mich aus vielerlei Gründen zur Zeit nicht auffangen, dazu habe ich mit 2 Kindern ja auch noch Verantwortung für andere kleine Menschlein und kann nicht einfach mal was anderes machen, ohne zu wissen, ob der Plan funktioniert. Ohne Kinder hätte ich’s wohl einfach gewagt. Ich merke aber auch, dass mich das ganze nach und nach richtig auffrisst. Schon seit Ende letzten Jahres habe ich fieberhaft überlegt, wie ich aus der Nummer wieder rauskomme. Leider sehe ich aktuell keine Möglichkeit, mich beruflich zu verändern. Ich habe jetzt aber in den Kommentaren was von Sabbat und Selbstständigkeit gelesen. Darüber würde ich gerne mehr erfahren. Außerdem würde ich mich gerne noch mit einer anderen Kommentatorin austauschen. Ich weiß nicht, ob ich’s übersehen hab, oder ob man nicht direkt auf Kommentare antworten kann, aber ich würde gerne Kontakt zu @Friede, @Unglückspilz und @Julian aufnehmen. Wäre das möglich? Meine email Adresse darf gerne weitergeleitet werden dazu.

  6. Hallo Pete,
    vielen Dank für Deinen Blogeintrag! Sehr interessant zu lesen wie die Entlassung bei der Polizei eigentlich abläuft. Ich bin 30 Jahre alt und selbst seit 10 Jahren (inkl. Studium) Polizeibeamter im gd bei einer Landespolizei in D.
    Wenn ich die Kommentare hier lese kann ich mit jedem hier sehr nachfühlen.

    Mittlerweile stören mich einfach auch jedemenge Dinge, wo ich mir bei denke, dass du dir das nicht bis zur Pension antun kannst. Sei es das subjektiv sinkende Ansehen in der Bevölkerung, die internen Abläufe, das Vorgesetztenverhalten, die abartige Bürokratie, die Trägheit des Apparats, Beförderungssituation, etc. es gäbe bestimmt noch ein paar Punkte.

    Ich habe innerhalb meiner kurzen Laufbahn mehrere Dienstellenwechsel durchgemacht bis ich jetzt endlich was gefunden habe, wo ich einigermaßen selbstbestimmt arbeiten kann und ich mein Interesse einbringen kann. Auf meiner Stirn steht halt trotzdem noch Polizei geschrieben.

    Wenn ich an das Studium zurückdenke, hätte ich wohl gleich damals Einpacken sollen. Denn die vermittelten Inhalte waren für mich absolut langweilig (wer hätte gedacht, dass man bei der Polizei so viel Rechtstheorie lernen muss 😉 ). Doch ich habe mich durchgebissen, weil der Zusammenhalt innerhalb der Kollegschaft sehr gut war und das Anwärtergehalt sich auch sehen lassen konnte.

    Mittlerweile mache ich einen Masterstudium in der IT nebenberuflich. Somit wäre diese Branche definitiv etwas für mich.

    Kohletechnisch gehe ich zurzeit mit 2800 netto pro Monat nachhause. Das ist nicht schlecht, aber in Anbetracht der hier ortsüblichen Mietpreise/Immobilienpreise einfach zu wenig. Wirklich viel tut sich in Sachen Befördung bei mir so schnell auch nichts, die Konkurrenz ist zu groß für zu wenig Stellen. Man kann natürlich darüber streiten auf Dauer weit auf das Land hinaus zu ziehen, wäre für mich aber letztendlich der allerletzte Ausweg (Fahrtzeit zur Dienstelle mal außer Acht gelassen).

    Mal sehen wie ich nach meinem Studium entscheiden werde. Hängt vermutlich auch davon ab, wie sich die Situation bis in einem Jahr entwickelt.

    Viele Grüße! Auf weitere Kommentare bin ich gespannt!

    Maik

  7. @Ingemar, hat sich bei dir in der Zwischenzeit was Neues ergeben? Ich spiele auch mit dem Gedanken, zurückzukehren, weiß aber nicht ob das möglich ist. Deine Gedanken kann ich sejr gut nachvollziehen, jedoch kommen mir diese erst nach über 2 Jahren nach meiner Bitte um Entlassung. Was hat dein Dienstherrn gesagt und welches BL war es?

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